Reminiszenzen XI: Trübungen des Seins
11/09/2022
Ach gebt mir keine Hoffnung, die macht mich nur traurig, riefen die Menschen zu Pandora und ein Riss ging sogleich durch das Sein. Die Hoffnung als das größte aller Übel, das den Menschen immer wieder aufs Neue fortfahren lässt, verbissen ohne…
Das Verstummen des kosmischen Hintergrundrauschens
16/03/2022
Wenn die Karneolen der untergehenden Sonne von den orangen Leuchten aus Natrium abgelöst werden, im feurig rotem Sonnenuntergang abgelebter Tage, im Geschwel der Industriegebiete und an den braungedunkelten Autobahnen, finden sich die Natriumlinien…
Spiel der Könige
28/08/2021
Den ganzen Winter durch wurde Schach gespielt, die Spielstärke ständig schwankend, abhängig von der persönlichen Befindlichkeit und der kognitiven Verfassung: Unsere ganz persönliche Schachnovelle. Die Umgebung wurde für kurze Zeit vergessen, das…
Maiandacht
08/08/2021
Der Frost der Raunächte legte sich auf die Moospolster im Walde, wo die Wege ohne Ausgang endigen in der leisen Ähnlichkeit der endzeiterwartenden Menschen, auf denen gebettet Demeter ruht und weinend ihr gefrorener Tau, wie Mehltau an den Blättern,…
Endspiel
08/02/2021
Frost legte sich wie Mehltau auf die Blätter und die unbeschnittenen Angsttriebe des Baumes von letztem Jahr ragen in Richtung Sonne, vernachlässigt von den Schnitten der Rebschere ihrer vermeintlichen Hege und Pflege. Sie können nicht sprechen, sie…
Fluktuationen II
08/02/2021
Aus dem Gleichgewicht der Symbiose war es das Parasitäre, das die Richtung vorgab. Die ideale Symbiose war ein bidirektionaler Pfeil, der zu beiden Richtungen und Freiheitsgraden unentschlossen verweilte, in Unordnung und fluktuierendem Rauschen…
Der Parasit
08/02/2021
Die schmelzende Winterhülle, brachte allmählich den Frühling hervor und die Samen brüllen auf. Der Südföhn wühlt in den letzten Schneenischen der Eisschmelzwiese. Der Schnee, der den Trug der Farben bisweilen gut überdecken konnte, schmilzt in den…
Ein Trinkspruch – Depersonalisation
19/09/2018
Ich trinke nicht, um mich von der Welt abzuwenden, vielmehr erhoffe ich mir, im Rauschzustand die mir entglittene weltliche Integrität wieder zu erlangen. Vielmehr wird mir am Leben erst vieles im Rausche bewusst, dem Zustand, der uns mehr in das…
Babel
07/07/2018
Du suchst verzweifelt nach Worten und bist ergriffen von einem tiefen Ausdruckverlangen. Doch es gelingt nur unverständliches Sprechen in Sprachen die es nicht gibt. Worte schälen sich und zerbrechen zu rastlosem Stammeln, zu bloßen Lauten,…
Heimat – eine Verstörung (Ophelia)
03/06/2018
Auf der vergeblichen Suche nach flachen Steinen am Gewässerrand, dort am Ufer aus Sand, ein allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort. Alle flachen Steine, die sie penibelst aufsuchten, haben sie bereits im Bachbett versenkt mit ihrem…
Verlust
13/05/2018
Gestehe, dass du glücklich bist, einst verloren den Ring des Polykrates, den du mit tiefster Inbrunst zu lieben wusstest. So kann nach dem herzergreifenden Verlust doch nur noch die Schicksalsumkehr eintreten und deinem gebrochenem Herzen zugute…
Nichts – Eine Apotheose
02/05/2018
Die meisten Menschen haben Angst vor dem Nichts. Viele Menschen, die an Agonie leiden ("melete thanatou") und somit gegen Ende hin zu revoltieren beginnen, suchen Zuflucht in metaphysischen und esoterischen Schlössern, damit sie bis in alle…
Synästhesien der Traurigkeit
06/03/2018
Ich höre und ordne dem Gehörten Bilder zu. Ich sehe und ordne dem Gesehenen Geräusche zu, die ich höre und wieder Bildern zuordne, welche ich sehe und sie taktil Gefühltem zuordne, welches ich spüre und das Gespürte sogleich wieder Bildern…
Nokturne Adiaphorie
03/02/2018
Wollüstig ziehst du die rauchige Luft in dich, benebelt und getrübt siehst du der Straßenlaternen kalter Lichter durch deine gläsrigen Augen und die hervortretende Dunstscheibe, die sich allmählich durch die Wolken schiebt. Weltabseitig…
Reminiszenzen III (Weltfremdheit)
03/02/2018
Reminiszenzen III (Weltfremdheit) Das Gefühl von Geborgenheit und Liebe ist mit deinem ewigen Landstreichertum unvereinbarlich. Das Gefühl von Heimat wurde dir von ihnen genommen, waren sie es doch die, die dir deine eigene Heimat unerträglich…
Reminiszenzen VI (Tag des großen Falls)
05/12/2017
In Gedanken bist du bereits vom Eigentum verlassen, so wie dich Reisen dein Eigentum verlassen lassen. In dieser absoluten Unumgebenheit stammelst du Sinnlosigkeiten sequentiell in Sätzen gereiht, kontrafaktuale Konditionalsätze, zu Verlautbarungen…
Reminiszenzen II
05/12/2017
Während du aus dem Fenster der Kleinbahn blickst und nur in die Ferne schweifen kannst, da in der Nähe alles zur Unkenntlichkeit verschmieren zu scheint, stellst du fest, dass audio-visuelle Hässlichkeiten…
Lebensläufe oder das Prinzip des unzureichenden Grundes (eine Hommage an Robert Musil)
25/11/2017
Leiblichkeit, ist das, was uns vielmehr vereinzelt als eint. Deswegen ist das Gesetz und der Staat auch das unpersönlichste, da es Allgemeinheit erhebt. Wie ein Lebenslauf bei einem Bewerbungsgespräch zu den reinen Formalitäten gehört, so ist für…
Reminiszenzen V (Tag der großen Müdigkeit)
21/11/2017
Das Wiedererwachen vielfach vollzogener Individuationen, lässt dich inhaltslos am Fluss innehalten und in radikal einsamen Ergießungen, die Zersplitterung der Dunstscheibe auf der knitternden Wasseroberfläche beobachten. Sanft kräuselt sich die…
Reminiszenzen IX (Hochwald)
20/11/2017
Unbarmherzige Frühe, die du die existenzielle Kasteiung der in die Welt Geworfenen in aller Deutlichkeit zu vermitteln vermagst, Frost und Raureif, tiefes Alleinsein um nicht zu frieren. Frohlocke über das stumpfe Empfinden und die Dumpfheit deiner…
Reminiszenzen VIII (Die große heimatliche Landnahme)
20/11/2017
Der Mensch findet sich in der Natur vor und beginnt etwas aus vorgefundenen Bedienungen zu machen, denn das Machen erst, ist die Erdung, die ursprünglichste Form von Interpersonalität und Bezugnahme zu dessen was vorgefunden wird. Und er beginnt zu…
Reminiszenzen X
20/11/2017
Du hast mir die Welt gezeigt. Verstummte Chöre in denen niemand mehr singt. Mannigfaltige Bücher die niemand mehr liest. Blaue Flüsse in denen niemand mehr schwimmt. Sprachen, die niemand mehr spricht. Das Leben wird brüchig bis auf einmal das…
Reminiszenzen VII (Fluktuationen)
19/11/2017
Im Anfang war die Unschärfe. Diese Unschärfe lag wie opaker Staub über das Sein und das Nichts. Und alles Sein wurde erfüllt mit etwas, dank der Unschärfe des Nichts, da selbst das Nichts Korpuskel des Seins beinhaltet. Feine Verunreinigungen…