Der Frost der Raunächte legte sich auf die Moospolster im Walde, wo die Wege ohne Ausgang endigen in der leisen Ähnlichkeit der endzeiterwartenden Menschen, auf denen gebettet Demeter ruht und weinend ihr gefrorener Tau, wie Mehltau an den Blättern, von ihrer Nase perlte, schlafend auf ihre Persephone wartet. Sie war so traurig, dass sie den Pflanzen das Wachstum verbot, den Bäumen ihre Früchte und den Tieren ihre Vermehrung. Als Mutterarchetyp verlor sie ihre Tochter an den Hades und die erstarrte Natur zeigt uns im Winter ihr wahres Gesicht. Die Mutter bleibt unendlich fern und hört die Schreie der Persephone nicht, die ans Wesen der Natur gerichtet, stumm und ungehört verblassen, sowie des Menschen Schreie an die Mutter Natur keine Antwort erhalten. Sogleich fiel alles in einem langen Schlaf mit offenen Augen und das Harz, das Exkrement der Bäume, quillt aus dem Bruchholz der Lawinen und Schneemassen, wenn ihr Blut zum Exkrement wird und in den tränenden Augen der Köhler brennt. Viele der hypersensiblen Menschen wurden zu Bäumen und die Dendropoese verspricht ihnen weniger zu leiden und trotzdem organisch zu bleiben, ein Widerspruch, den sie erst zu spät bemerkten. Denn alles Organische leidet schuldlos. Sie wussten nicht, dass die Menschen leidenschaftliche Bäumefäller sind, zum Leidwesen der Hamadryaden, die in den Bäumen leben und mit ihnen leiden und untergehn. Wohlbehütete Nymphe, der Genozid ist nicht aufzuhalten, solange es Menschen gibt, die unbedingt Flurbereinigungen und Migliorierungsarbeiten durchführen müssen, aus verlegenem Tatendrang und aus ihrem gestörten ästhetischen Empfinden heraus. Zu zart seit ihr für die Natur im Wechselspiel mit den groben und unsensiblen Menschen, die alleine durch ihr Drang zum Handeln alles viel ärger machen. Und tausende von Baumjahren lagen am Boden, an nur einem Tag. Sie sind die Förster mit der Axt in der Hand und jeder Baum hat seinen Förster. Alles befindet sich in einem Winterschlaf, der vielmehr ein Scheintod ist, inmitten des Vordrängens des Lebens im steten Aufeinanderfolgen schwächlich grauer Tage. Du hieltest die Luft an, den ganzen Winter lang, unter den Schneemassen die alles bedeckten und das Mysterium des Schattens überbrachten. Und der winterliche Schatten der Bäume ist für die Kinder da, so wie es alle Wälder einstmals waren. Sie durften ihre Phantasien in den Tannenzapfen suchen, in herumliegendem Geäst und den sanften Polstern aus Moos. So gehet in die Tannen, denn nur in der Abgeschiedenheit lassen sich noch ernste Gespräche führen. Doch abgegriffen sind unlängst alle Wälder und Berge, verwohnt alle Hütten und Ställe, zerschlissen das ganze Land. Sie stiegen den schmalen Streifen Gerölls den Berg hinan an der Grenze zum Ödrand des Weges am Mulm des Waldes. Du bist ein Stück des Schutts, der abrutscht ohne Halt und Hang. Die Buchen tragen ihr verdorrtes Laub den ganzen Winter lang, denn sie nahmen den Herbst nicht ernst und ihr Laub erzittert und knuspert im schneegetriebenem Wind. Das sture Stehenbleiben in der Kälte und das Lauschen des herunterfallenden Schnees, lässt einen verklammen in der Zeitlichkeit und man harrt aus im Schneetreiben vieltausendjährige Reste, man spürt die letzten Schwaden des Winds, den letzten Windstoß der Vertreibung und menschlichen Vertriebenheit seit Anbeginn. Stehenssatt bliebst du in deiner starren Errichtung des Fleisches und der Knochen in der Kälte, verweilend im gemauertem Harren, während dein Leib immer schmal und schmaler wurde, wie die winterlichen Krampuszweige der Birke. In das Glas lässt sich im Winter Vieles schreiben und die Hände rutschen wie feuchte Trauben hinab und löschen das Geschriebene im Kondensat an der Schwelle zwischen Wärme und Kälte. Und in den stillen Nächten der beleuchteten Stadt, lässt sich bei Schneefall unterhalb der Straßenlaterne des Schnees Schatten sehen, wie er insektengleich und voller Sehnsucht ins Zentrum des Lichts zu fliehen scheint und dort Erlösung findet.

 

Dann zu Maria Lichtmesse endlich, das Datum der Auszahlung der Knechte, die aus dem Hintergrund der Dunkelheit hervortraten, wie Persephone aus der Unterwelt. Und mit dem aufgeschobenen Jahresbeginn des Bauernkalenders, kam die Helligkeit der Sonne aller Wesen wieder in die Täler zurück, die hyperboreische Schattigkeit verdrängend und der Schnee begann zu schmelzen, in den hartnäckigen Schneeecken und Nischen der Eisschmelzwiesen beglänztem Raureifs, die die agrarsche Idiotie zunächst erfolgreich bedeckten, mit dem flockigem Exkrement der kalten Jahreszeit, abwartend durch die Macht des Zögerns und stuporösen Stockens, durch die Zagheit seichtester, rhododaktylischer Morgenröten. Noch gab es Orte wo die Sonne erst gar nicht auftrat, um den letzten Schnee zu schmelzen. Nun aber, als die Sonne höher stieg, tritt ihr verkalkter Sinn wieder obszön in den Vordergrund und fordert seinen Tribut ein. Und schlussendlich wird alles erkannt, worauf Helios seinen Blick wirft und nichts bleibt verborgen. Das Licht eröffnet dem Menschen all das Schöne der Welt, aber gleichzeitig offenbart es ihm auch die ganze Hässlichkeit. So werden manche die Dunkelheit suchen und Kinder der Nyx, da die Finsternis eine Freiheit mit sich bringt, eben all das Widerliche nicht zu sehen. In der Dunkelheit machen viele Dinge keinen Sinn und deine Blindheit fällt nicht ins Gewicht, es herrscht keine Logik, die zu Schlussfolgerungen zwingt, sondern die Phantasie der Nacht mit all ihrer Willkür. Die Dunkelheit gibt uns die Macht über die Wirklichkeit und über uns selbst, nur die Sonne und das Licht kann dem widersprechen und aufdecken, was der Schatten zuerst verschleiert. Nun tropft es und gurgelt aus der Stille des schmelzenden Schnees heraus und überall bilden sich Rinnsale, die im Schlürfschlund der Kanäle gierig von Charybdis verschlungen werden. Verstrickt in den engen Knoten der Selbstbezogenheit bin ich in die Grube der Einsamkeit gestürzt, seit dem lebe ich als Untergrundmensch, immer weiter in die Tiefe fallend, in einem Loch ohne Boden das mich deterritorialisiert und mir meinen Stehgrund entzieht. Doch Löcher bedeuten nicht das Fehlen von Teilchen, sie bewegen sich nur schneller als das Licht, das kulminiert in der singulären Gravitationsgrube. Du fielst durch die Schwarzschildradien der dantschen Hölle hinunter, kollabiert unter der eigenen Last bis zum Gewimmere der Elemente und Partikel. Der sich im Wasser spiegelnde Himmel wurde denjenigen zum Verhängnis, die in den Himmel kommen wollten. Und plötzlich merkten sie, dass es den Wasserspiegel gar nicht gab und dass der Brunnen kein Ende kannte.

Und das Licht wurde erst durch die es zurückwerfenden Gegenstände sichtbar und verlor sich bis vor Kurzem meist spurlos in der Finsternis des Winters, im geduldigen Abwarten und Schwellen der Stille. Doch manche Fenster werden für immer dunkel bleiben, selbst wenn der Frühling kommt. Sie bleiben verschlossen und man wartet vergeblich. Dieses Abwarten zeugt von einem zu ernsten Vertrauen in die Zeit, ein Mangel an Zeitvergessenheit, ein vergebliches Hoffen, woran jede Geduld zugrunde gehen muss und am Ende nur Verzweiflung steht. Seit anfangsloser Zeit bin ich ohne Ende durch die zyklischen Jahreszeiten geirrt. Zu dieser Zeit wird uns erst der Kipppunkt der äquinoktalen Wagschalen bewusst. Die Sonnenwende zog sich lange dahin, der Jahreszeitenwechsel wurde aufgeschoben, da niemand von den Welteroberern und Weltüberwindern das Längerwerden der Tage bemerkte. Wie ließen sich überhaupt so viele Tage in die Enge der Jahreszeit bringen? Wie lässt sich diese Einengung überhaupt erklären, wenn man doch ständig nach Vielem und Verschiedenem suchte und der reduzierenden Einfalt entgehen mochte. Doch alle Zeiten verdichteten sich nichts desto trotz an diesem Punkt und drängten sich an die Klause des Jetzt, bedrängten unablässig die Zeitlichkeit und all die Taten zerbarsten daran. Und alle drei Zeiten sind eins. Löse dich von der Zukunft, sodass du ohne Erwartungen bist. Um etwas Unbekanntes zu finden braucht man nicht mehr nach Gott zu suchen, da es ja die Zukunft gibt. Gib die Vorstellungen von der Vergangenheit auf, sodass du den Dingen keine zeitliche Abfolge unterstellst. Ruhe in der in der Gegenwart, sodass du ohne Sinn und Grund in vollkommener Passivität aufblühst. Das Kontinuum der Jahreszeiten wurde lange zurückgehalten und am Fortschreiten gehindert, wie die biochemischen Hemmer und Unterbinder. Die Ereignisse reihten sich iterativ aneinander verbunden mit dem harmlosen Bindewort des „Und“. Was zeigen uns die Jahreszeiten wenn nicht Vergänglichkeit. Und plötzlich ward es Frühling, in nur einem Tag, an dem alles so ging, wie es immer ging. Der Frühling war schon da und ich kam nur dazu. Alles war schon da. Der Schall des Bussards fiel ein in die Täler und die Krähen schrein, diese alten Vergelter, und ziehen schwirren Flugs auf die schmelznassen Äcker, wo damals zu Erntedank noch der bodenauszehrende Mais wuchs. Und sie deuten schon die Vogelzüge die die Schälle in die sich auftürmenden Berge voller Sorgen tragen, in ihren Auspizien und warten sehnsüchtig auf die Rückkehr der ganzen Vogelschar für die Vorhersehung von Vielem. Doch sie hörten genauer hin und alle Vögel fehlten. Ihre Flügelschläge des Einst verkünden, dass alles einst werden wird in der unendlich reinen Zeit. Und umso länger der Schall des Bussards anhält, desto fauliger wird der Ton werden wie sein Aas, dass er zu spät erspäht. Die Krokusse beginnen wie zerbrochene Eierschalen aus dem Boden zu wachsen und geben den Bienen den ersten Pollen der Blüten frei, die von den kleinen Energiepunkte angeflogen werden. Feinster farbiger Staub, Gedankenstaub, der so filigran an den Beinchen der Bienen hängen bleibt, wie Erinnerungen, von denen sie sagen werden, es habe sie nie gegeben. Für die Bienen ist keine Handlung umsonst und sie bauen ihre Wachsstrukturen in aller Verborgenheit im Innersten des Volkes, als wären es ihre Organe als Strukturen ihrer selbst. Währenddessen verharrst du noch lange im Phlegma der Zeit, an der du gefesselt bist und selbst Kleinigkeiten einen ungeheuer schwer fallen. Zeitliche Partikel, die instabil und submomentan zwischen Ahnung und Erinnerungen immerzu alternieren. Die Bienen lachen Ikarus aus, dem seine Wachsflügel schmolzen, als er die Höhe suchte und füllen ihre Zellen mit Honig. Jede Biene sammelt mehr als sie braucht als würde sie in ihrer Vorsorge nur für die Zukunft leben. Sie sind naturgemäß Zukunftstiere, aber ihre Zukunft ist brüchiger denn je. Und ward ihr nicht schon da? Habt ihr sie nicht inne, die kostbare Gegenwart und das rohe Jetzt nach der ihr Kinder der Zeit alle so gierig trachtet. Derweil brechen die Gärtner die ersten Knospen und opfern die Erstlingsblüten um das Wachstum der Pflanzen zu hemmen. Doch auch der Frühling bricht so manchen Menschen, denn es blühen da bekanntlich nicht nur Blumen auf. Erkenne dich selbst nicht, der Imperativ des Narziss, dem ihn der blinde Seher gab, der weiß was es heißt in sich zu kehren und seinen Blick auf das eigene Chaos zu richten, das einen sogleich in die finstere Tiefe reißt. In der dunklen Innenwelt befindet sich ein schwarzes Loch, das einen verschluckt, ehe man sich versieht und man schlussendlich auf sich selbst trifft, auf die Singularität des eigenen Seins und dort am harten Grund der Existenz zerschellt. Nur derjenige wird lange Leben, der sich selbst nicht erkennt, sich nicht zu weit nach unten beugt, um im Wasserspiegel das eigene Selbst zu erblicken. Sie ziehen die Blumen für ihre Busen und Geschlechtsorgane am Valentinstag, wo selbst die Jäger an ihren Gott Eros beten, da seine Pfeile tödlicher treffen. Lange Zeit konnten sie die Liebe des Wolfes zu den Schafen ergründen und sie wissen bescheid von Schmetterlingen, die gefährlichsten Tiere im Bauch, während die Menschen romantisch sind und Bonbons lutschen. Sie verkennen den Geist der Zweisamkeit mit dem ernüchternden Geist der gesamten Gattung, als wäre die Liebe etwas hyperphysisches im verklärten Gesang der hohen Minne und der Gefühle, die nur undefinierte Instanzen sind. Die Gattung drängt ihn dazu, stets bereit das persönliche Glück schonungslos zu zerstören und sie leben weiter, in der Hoffnung, das Gesicht aus alten Tagen wiederzufinden. Doch sie fanden nur die Büste der Sappho nahe der Klippen an denen sie zugrunde ging. Die Liebe ist nicht auf die Gegenwart gerichtet, sondern erfüllt sich in den Fortbestand nächster Generationen, als Weitergabe der menschlichen Gattung, die die Fortdauer so dringend verlangt. Du liebst jemanden, da er nicht sieht, dass du ihn liebst und wer du überhaupt bist. So liebst du inkognito durch die Zeit ohne dass es die Geliebte weiß. Erinnerungen, die nunmehr weit vom Inneren entfernt liegen im geköpften Einst, was niemals war, was es hätte sein müssen. Erinnerst du dich noch an unsere Extasen, die schlussendlich nichts anderes waren als Phasen. Die Liebe gibt das Leben weiter im Sinne einer Metempsychose und gebiert Kinder, die geboren wurden um zu dulden. Doch wo mag die Mitte des Lebens sein? In der Mitte des Zentrums stehen die Geschlechtsorgane. Sie zogen die Neugeborenen in die Welt mit ihren Geburtszangen und die Hirschkäfer winken mit ihren Zangen wie Gesten des Friedens. Sie waren lebendig aber atmeten noch nicht. Sie verharrten im Erstickungszustand der Geburt. Die Vereinigung mit der Mutter zersplitterte jäh ins Schizoide und die Umgebung brach falschfarben und verzerrt herein, man hörte plötzlich unzuordenbare Stimmen in unverständlichen Worten, sah fremde Farben und die kalten Lichter des Krankenhauses. Und alle Sinneserfahrungen fallen korumpierend ins Innere und hinterlassen eine breiige Synästhesie ohne Bedeutung und Grund. Die Ichkonstitution zersplitterte in tausend Facetten und hinterließ eine radikale Depersonalisierung. Die intrauterine Wirklichkeit ging verloren und wurde ersetzt durch eine neue Realität, die wie eine Traumwelt surreal ins Dasein flutete. Wiederhallend innerhalb eines unermesslichen Raumes fluktuierend von Klängen, Lichtern und Strahlen entfaltet sich eine psychotische Episode im frühen Leben. Durch die Geburt haben wir die Personifizierung der ungezügelten Herrschaft des Egos angenommen und gleichzeitig das differenziert, was uns mit dem Leben und der Außenwelt versöhnen hätte können.

Die Erwachsenenwelt liest den Kindern aus den Märchenbuch vor, aus dessen Papier alle Archetypen entgegen lachten und sich unmerklich im Unterbewusstsein der Kinder einnisteten und sich im späteren Leben irgendwann manifestieren. Die Betroffenheit dieser Geschichten zeigt, dass sie plötzlich reale Situationen und Konstellationen im richtigen Leben beschreiben können. So sickern in das Leben panepochale und pankulturelle Botschaften ein, aus längst vergangenen Tagen als der Mythos noch stärker im Leben verankert war. Die Kinder halten ihre kleinen Welten im Kopf und werden gelobt, wenn sie Werkzeuge ihrer niedrigen Absicht werden, sie die sie selbst nicht an Märchen glauben. Zuerst wird ihnen alles in den Kopf gesetzt, was ihnen später dann gewaltsam wieder aus dem Sinn geschlagen wird. Versucht nicht die Archetypen zu übertreffen, ihr schafft es doch nicht. Und ihr Tun hinterließ in den Kindern nur langanhaltenden Schaden in ihren hängengelassenen Köpfen, der in tiefer Entschlusslosigkeit seine Worte wählt und gleich wieder zurücknimmt, sodass daraus nur abgebrochene Sätze resultieren können. Im Chaos der Glossolalie wird jeder Diskurs indirekt. Ihre Überheblichkeit und Geringschätzung, die du geübter Vergleichgültiger und Verächter schon a priori nicht ernst nahmst, traf dich nur matt, deswegen bestehst du, in der tiefsten Apophatik des Lebens verweilend, in deiner Apotheose der Grundlosigkeit. Was bleibt an der schmerzlich narrenden Welt noch übrig, wenn man sie ohne sich vorstellt. Sie zersplittert sogleich in dem Moment, an dem deine Vorstellung von ihr erlischt. Sie ergreift, erhebt und verwirft alles zum Tode Geborene. Und was wäre ein Traum ohne Träumenden. Und je unerfüllbarer seine Träume waren, desto lieber nahm er sie für die Wirklichkeit. Zu tief erschrocken, als einem noch träumte. Zu erschrocken, als dass man noch etwas in Ruhe begriffe. Und du hörst auf zu sein, als wäre es nicht besser nie geworden zu sein im zarten Unverständnis der Nachfahren. Und tief sind die Seufzer, die Auswürfe längst versunkener Verzweiflung ausgeworfen aus dem Sediment des Schmerzes, so heftig wie Blödheit und ihre Leidenschaft zu heftigen Furor. Sie verweilen in ihrer Seichtheit, denn zum Denken kommen nur solche, die sich um ihre Selbsterhaltung nicht zu kümmern wissen, nicht kümmern können oder wollen, also nur Menschen, die krank, träge oder verzweifelt sind. Sie sind befangen im Syndrom der Losigkeiten, kehren in die Tiefe zurück und grübeln in ständigen Gedankenkreisen, versuchen sich in der vergeblichen Quadratur dieser Zyklen, die nur aus Angst und Depression bestehen, während die rechthaberischen Tatenmenschen derweil aus vollster Überzeugung das Leben leben, die Wirklichkeit formen und Geschichte machen. Sie begegnen jede Art von uneigennützigem Denken, das unmittelbar keinerlei praktisches Ziel hat, mit Feindseligkeit. Mach lieber Erfahrungen, anstatt zu signifizieren und zu interpretieren. Sieh, wie sie liebevoll ihre Graphen interpretieren und meditieren, als wären es weit mehr als in Linie gebrachte Zahlen, die jederzeit Zentren ihrer Signifikanz und Subjektivierungspunkte werden können.

Und Atropos die unabwendbare Parze zerschneidet schon den Lebensfaden, während du allzulange durch zahllose Weltzeitalter im finsteren Gefängnis der zyklischen Existenz umhergewandert bist. Du hast Angst vor den Irrwegen, somit wäre es besser gewesen zu Hause zu bleiben, das Labyrinth niemals verlassen zu haben und beim Freund, dem Minotaurus zu bleiben. Und die Undurchdringlichkeit der Mauer lässt nur zwei Fluchtversuche zu. Im Kleinen, Asketischen können wir im Molekularwerden selbst durch kleine Ritzen und Poren die Mauer passieren und im Großen, Manischen, wo wir einfach spottend darüber steigen können und die Lösung des Labyrinths vor unseren Augen sehen. Orientierungslos und ernüchternd wandelst du in den Architekturen des Dädalus umher, ohne jemals das Tageslicht zu finden. Eingemauert und konfrontiert mit sich selbst, flüchtest du vor dir selbst im steinernen Kabinett der Irrwege, wo nur eine Recht-Links-Entscheidung getroffen werden kann. Das Labyrinth als Prinzip der Exklusion, in dem sie uns ausgrenzten, da sie nichts besser können, als zu diskriminieren. Einschließung zur Ausschließung, wo sie dich und den Minotaurus zum Opfer machten, als Monstrum verklärten, um das Einsperren ins Labyrinth zu rechtfertigen. Du warst nicht Minotaurus, sie machten dich zu ihm. Sie drängten dich in die kraniofasziale Dysplasie und in die Teratogenese, die dich seitdem zu unrecht zeichnet. Dort wartest du geduldig auf Theseus, der kommen wird um dich zu erlösen. Tief bist du gefallen in die unglaubliche Tiefe des unter der Erde liegenden Labyrinthes hinab.

Die Großen, die ihm andauernd den Wahnwitz aus verkalktem Sinn in die Ohren flüstern, versuchen ihn für sich zu gewinnen, mit ihrem Halbwissen aus dürrem Schulkram und schäbigen Schätzen, dessen Konklusionen niemals über die Prämissen hinauskommen werden. Latent beinhalten sie immer schon den Schluss und das, worauf sie hinaus wollen im Nexus der Kausalität. Somit erklären sie alles oder nichts. Eine genaue Erkenntnis führt in die Unendlichkeit und die partikuläre ist unvollständig und falsch. Ein Dilemma das jegliche Erkenntnis immer mit sich bringt. So stützt euch lieber auf die Analogiebeweise, die um nichts den Metaphern der Dichter nachstehen. Ihre Vorurteile entstehen häufig nicht aus dem Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung heraus, sondern aus Ursache und Strafe, als Vorurteil und Strafe. Und wo bleibt das Kommen der Göttin Inertia, die endlich sanfte Ruhe und sthenische Trägheit bringt in die Gehetztheit der Zeit und die mit leisen Worten spricht. Man muss ihr achtsam lauschen um sie zu verstehen, in ihrer unbeweglichen Abgeschiedenheit. Nie war der Reiz so groß, Göttin Inertia zu berühren, obgleich kein Zweifel daran besteht, dass sie selbst durch Berührung nicht berührt wird. Sie sagte sanft: Wenn du Krank bist so schlafe Stunde für Stunde in Seelenruhe, fernab der Penetranz der Wirklichkeit. So verharre in vollster Trägheit mit deinem vollsten Verharrungsvermögen im Leben um den physikalischen Gesetzen keinen fühlbaren Widerstand zu leisten. Die Menschen beriechen inzwischen die Fekalien der Gesellschaft denn der Mensch ist was er isst und erdenken dabei ihre abstrusen Hirngespinste für ihre Begriffsarchitekturen, die sie dann hämisch jeden vorhalten können. Und sie singen für sich selbst Lieder, um hinterher mit bodennahen Zappeleien nach ihnen zu tanzen, unter den Schmährufen der Gesellschaft, die sie Volkstum nannten. Damals als Wände noch Fremdwörter waren und wir uns unsere eigenen Verstecke bauten in unseren beweisstarrenden Bastionen wo wir nur an den Mond glaubten, da er bloß Schein war und wir dem Unscheinbaren bereits so nahe waren. Deinen Kummer zur Sprache zu bringen ist nicht möglich. Es wäre das Selbe wie einem Hasen die Kunst zu erklären. Dennoch warten sie darauf, dass dein Kummer spricht. Doch du schweigst. Doch du schweigst immer. Dein Schweigen wurde fehlgedeutet. Dein Kummer liegt wie graue Asche neben dem verbrannten Bruchholz der Köhler aber der Opferrauch steigt nicht. Und denken kannst du nur unmittelbar neben der Lohe, die alle Glut aufglimmen lässt und sogleich von der Erde bedeckt, erstickt. Der Kummer machte die Sprache alt und liegt neben den gefällten Jahrtausenden der Köhlermeiler. Man kehrt ein bei Worten, die seit je gesagt wurden. Einkehr in das alte Enden. Ersichtlich wird die Lächerlichkeit an der Inkongruenz des Lebens und es ist alles wie nie, bis dass die Rache kommt, der bewusst verneinten Welt. Die Geschichtsbücher lassen sich lesen, wie die akribische Krankengeschichte eines psychiatrischen Patienten und die Gegenwart borgt immerzu von der Vergangenheit, akribisch notiert in ihren Zitterlinien mit Durchstreichungen und Korrekturknäuel. Nur weil du nicht gesund werden kannst, willst du gleich die Tage zählen, zusammengestundet im sekündlichem Stottern der Zeiger? Unlängst sind wir an einem Punkt angelangt, wo es unwesentlich ist, ob man ich sagt oder nicht. Wir sind nicht mehr wir selbst. Die Algebraisten wurden zu Literaten, da sie die Ziffern vergaßen und zu Literaten wurden, denen die Reime ohne Aufwand einfach entglitten. Und sie lesen dir Gedichte vor und fassen sie für dich zusammen. Bitte fasst mir nichts zusammen, sonst verstehe ich euch nicht. Und deine Fußnoten wirken tief und werden überlesen. Beständig lesend, um nie gelesen zu werden wickelst du deine Notizen um Steine, die darauf warten in die Tiefe des Wassers geworfen zu werden, bewusstlos und schön.

Sie auf ihren Narrenschiffen sehen das Land bewegen und ihr Schiff steht still. Du siehst das Meer, aber das Meer bist du. Und das Meer spricht zu dir: Das Meer bist nicht du. Und an deiner Stirn zerren plötzlich alle lebendigen und toten Meere, die wie bei Ebbe weichen. Sie begannen einen Ausflug mit dem Implikat des Zurückkehrens, verloren in all den Meeren, einmal um die Sonne wie einstmals die Argonauten. Doch sie waren sich nicht bewusst, dass der Ausflug ein ganzes Leben dauern würde und alles gleichermaßen möglich und unmöglich wurde. Verführt vom endlosen Horizont und weitgreifendem Überblicken sahen sie das weite Meer, das ihnen durch das Grenzenlose den scharfgezogenen Blick verschmierte. Die Details verschwammen, was die Ordnung des Unterscheidens zerstörte. Doch das Grenzenlose selbst war niemals zu sehen. Ihre traurigen Lieder umschrieben das Ende des Sehens bei Einbruch von Nacht und Psychose. Doch nur Aus und Vorbei sind wahrhaft grenzenlos, die Erinnerungen weggespült von der stygischen Flut. Treibgut das vom meerüberwandernden Wind getrieben wird, dorthin wo Leben passiert und man dem Pamphlet der Wirklichkeit nicht entrinnen kann. Immer weiter vorwärts, wo die unglaubliche Tiefe zum Meeresgrund ihre Fragen verwirrte und die Vernunft täglich um ihr Reich kämpfte im Perplex der Lebendigkeit, damals als die Welt in unendlich viele Einzelexistenzen zerklüftete. Man kann sich sicher sein, dass sie nicht ins Wasser gehen, da es Tiefe besitzt und die meerschaumende Göttin an den empörten Ufern weilt. Es ist die Zeit der Narrentürme, die vom Herrn in Babylon zerschlagen wurden in kleinste Zerebrismen, erhärtet in der Geologie des Gehirns durch erspähte Hydrahäupter, versteinert und verklommen zur steinernen Beharrlichkeit der Materie. Die Unveränderlichen stiegen hinab in die Strukturen der Tragik, in ihre Keller aus Druck und Biegung dort wo die Personalpronomen nur mehr als Fiktion Verwendung finden.