Unbarmherzige Frühe, die du die existenzielle Kasteiung der in die Welt Geworfenen in aller Deutlichkeit zu vermitteln vermagst, Frost und Raureif, tiefes Alleinsein um nicht zu frieren.
Frohlocke über das stumpfe Empfinden und die Dumpfheit deiner Sinneswahrnehmungen in aller Frühe. Wo bleibt die Erlösung der Erlöschung? Es gibt keine vergangenheitslosen Erzählungen. Und das Alter des schwebenden Staubes nimmt mit dem Aufstieg im Sonnenlicht zu. Staub dringt in die Quanta des Raumes ein und beginnt seine freien Korpuskeln mit Sein zu füllen.
Du hast nicht Vorsorge getroffen für den neuen Tag. Aber Tag wird. Der Tag will dir aber einfach nicht in den Kopf gehen. Verschädelte Eisnukleationen zeichnen raue Fraktale an das Fenster und die Finger rutschen wie feuchte Trauben über die innen feucht gewordene Scheibe. Noch ist allzu Winter.
Das Milchglas wird durchsonnt und die Diffusion des Lichtes fällt strukturlos auf die Oberflächen.Die Sonne scheint blendent hell, doch scheint sie auch warm? Und die Schatten bilden Sonnenflecken von Schlaglichtern auf der Mauer.
Die Bäume häkeln sich zusammen und der böige Wind greift über von Baum zu Baum. Als wieder Intermittenzen luftlöchriger Windstille eintreten schließen sie sich wieder. Gekrönte Bäume am Wegesrand und in Gedanken schon benistet. Und es würde wieder die stacheligen Dornenkronen der scharlachroten Berberitze und die violetten Ackerdisteln geben, die auf dem Magerboden neben dem Weg gedeihen würden. Das ribeszierende Rot der Johannisbeeren würde leuchten und sie pflücken die kleinen Farben aus dem Gehölz, wie sie es immer tun würden. Und der sattrote, süß schmeckende Arillus der Eibe zerbricht in deinen Händen, er ist wie roter Holunder zu nichts zu gebrauchen und so landen auch die letzten Eiben irgendwann auf den Köhlermeilern und die Reliquien der alten gestorbenen Götter werden verbrannt, wie einst beim großen Weltenbrand in der Zeit, als die Götter zu dämmern begangen. Und nur du weißt, dass die roten Früchte essbar sind, die becherförmig die giftigen Samen umhüllen.
Die Schnitter sicheln sich durch die Felder denn sie wissen nicht was sie tun und im Hochsommer, die große Sammlung von Erdgewächsen der Grabemenschen, wie jedes Jahr im Jahreskreis. Es regnet und du gehst unter dichteren Bäumen.
Du bist im Wald, und stehst völlig durchlässig im undurchlässigem Dickicht. Ein Männlein steht im Walde. Die beblitzten Bäume werfen kurz lange Schatten. Und sie zählen schon die Sekunden bis zum Donner. Je kürzer desto besser, am besten wäre simultan.
Fette Nimbuswolken mit ihren dunklen Rippen dünnen Richtung Osten hin aus und das Gewitter diffundiert in die Helle des Himmels bis hin zur Unkenntlichkeit in die fransigen Cirruswolken. Ein Blauverlauf in grau weiß.
Und die Glocken schwingen ohne zu schlagen und kein Klang fällt in das Dorf.
Es ist hoher Mittag doch die Glocken melden ihn nicht. Wie seitlich die Sonne schon scheint und die Schornsteine rosarot rauchen. Und über den Dächern liegt Hoffnung wie ein Gewitter. Ach gebt mir keine Hoffnung. Die macht mich nur traurig. Es ist der Abend des Tages.
Aber nicht jetzt. Aber jetzt nicht.
Der Wintereinbruch kam allzu plötzlich und du watest durch den Neuschnee, noch unbegangene Pfade, die noch nicht beschrieben wurden durch abgebrochene Nadelbaumästen, geblendet vom Sonnenglast glatt geschliffener Schneeoberflächen. Eisnadeln am nadellosen Laubbaum, dessen Konturen nun vom Raureif benadelt werden. Ansonsten ist er völlig zerlaubt und nur noch astig, im radikalen Kontrast, komplementär zur Helligkeit der Umgebung. Und die Köhler sammeln das abgebrochene Bruchholz der Bäume und verschwelen es zu dunklem lichtschluckendem Schwarz inmitten des schneeweißen Waldes. Und die Sucher kommen dem Boden immer näher und fühlen sich gesehen. Kraftlose Schwaden des Windes verbreiten den Waldbrandgeruch des Waldes im Walde. Das wehmütige Nachwehen eisiger Winde der Vergangenheit, macht traurig und der Schnee sinkt vom Himmel wie graupelige Frostkeime und hinterlässt einen weißen Bodensatz auf den Hängen der Eisschmelzwiesen.
Und sie, die eindimensionalen Menschen, messen begeistert den Schnee in Metern, denn der Schnee ist das Maß. Jedoch ist nur eine eindimensionale Raumrichtung für sie interessant: Die Höhe. Und niemals messen sie in Dezimetern, denn nur Meter zählen: Dezimeter, das vergessene Maß und immer nur die Höhe.
Die Höhe immer.
Und sie Messen der Opfer Gewichte, dass sie zu seinem Gedächtnis tun.
Denn Fleisch wird immerzu gewogen.
Was zählt ist das Gewicht.
Das Gewicht immer.
Der Schnee fällt schräg und wirft seine Schattenprojektionen in Richtung deines Fluchtpunktes. Höre genauer in die Nacht, denn ihr Schnee rieselt lauter als leise. Der böige Wind verflüssigt die Halmrispen entlang der Saumweiden bis hinunter zum See.
Die eingefrorenen Luftblasen, die das Eis des Sees weißer machen, sehen aus als hätte sich das Kochen im Aggregatzustand geirrt. Das Eis ist undurchsichtig wie das flüssige Wasser von Gletschern, ein Sichtraub des tiefen Seegrundes: Transparenzabweisung des gefrorenes Wasser.
Die Röhrichtlanzen durchstechen das Eis, aber schuld dafür ist das Wasser, das gefriert, nicht die Lanzetten die durchstechen.