Während du aus dem Fenster der Kleinbahn blickst und nur in die Ferne schweifen kannst, da in der Nähe alles zur Unkenntlichkeit verschmieren zu scheint, stellst du fest, dass audio-visuelle Hässlichkeiten dich umgeben. Zwar vermag die alpine Landschaft dir, jene kindliche Befriedigung in bruchhaften Reminiszenzen wieder zu vermitteln, doch scheint jene Kindheit ungreifbar fern zu liegen. So birgt sie nichts desto trotz das Mysterium der Naturpoesie und jene romantische Verklärtheit, wie sie nur in der Kindheit möglich ist. Denn die Landschaft alleine vermittelt den Anflug von vergangener kindlicher Weltvergnügtheit, von Sorglosigkeit und Unbekümmertheit.
Eigentlich ist jede Kindheit gleich und unterscheidet sich nur unwesentlich: Die eine war glücklich, die andere unbemerkenswert alltäglich und die dritte hoffnungslos. Erwachsen zu sein heißt, die Kindheit überwunden und vergessen zu haben. Deshalb ist es so schwierig als Erwachsener kindlich zu sein und das Verhalten von Kindern zu verstehen und zu tolerieren. Je größer der Altersunterschied zwischen zwei Personen ist, desto kleiner ist die Toleranzbereitschaft und obgleich man eigentlich selbst einmal ein Kind war, hat das Kindliche in der Erwachsenenwelt einen negativen Beigeschmack. Wahrscheinlich werden deswegen Kinder erzogen, damit die Erwachsenenwelt sie verstehen kann. Auch das häufige Bestrafen eines Kindes aufgrund seiner Verhaltensweise weißt auf die kleine Toleranzbereitschaft, auf das erwachsene Nichtverstehen bezüglich infantiler Handlungen hin: Im Erwachsenen ist das Kind gestorben. Solche Erinnerungen machen immer traurig. Erinnert man sich an etwas Schönes, weint man ihm nach und sehnt es herbei. Erinnert man sich an etwas Trauriges, ergreift die Traurigkeit das Gemüt. Deine Erinnerungen werden vom schweren sommerlichen Garaniengeruch umschlungen, die Berge in ihrer majestätischen Gewalt ziehen an dir vorüber und die länger werdenden Schatten verkünden den Nachmittag eines Vorherbstes. Du befindest dich umgeben von hohen Bergen in dünn-luftigen Höhen auf einem schmalen Gebirgsgrat, wo sich der raue Wind über die kammbildenden Felsen schlängelt, um dann auf der anderen Seite, bezwungen von der schweren Kälte, in das Tal zu fallen. Aufgetürmte Wolken schieben sich davor zusammen und winden sich in der Strömung des Windes der über den Gebirgskamm hinweg. Die dünne Atemluft lässt dich schwindelig werden. Dich schwindelt vor den schroffen, senkrecht nach unten fallenden Felswänden und der großen Höhe die man fallen kann. Hier oben bedarf es einer peniblen, ständigen Konzentration, den nächsten Schritt nicht ins Leere zu setzen. Diese Kunst, genau den Mittelweg, die Gratwanderung erfolgreich zu bestehen, erfordert eine ausgewogenen, im Gleichgewicht befindende, mittelmäßige und beständige Lebensführung. Schwermut legt sich in deine Brust und die tiefstehende Sonne vertrocknet deinen Mund. In der unerträglichen Hitze des späten Nachmittags fallen die Schatten immer tiefer in die Landschaft und lassen die tief eingeschnittenen Furchen der Berge sichtbar werden. Vor dir liegen brachligenden Landwirtschaften durch denen sich ein pechiger Kanal in Richtung Dorf zieht. Die Brunnen im Dorf sind ohne Wasser, wahrscheinlich handelt es sich um Verlegenheitsbauwerke. Diese Ortschaft vermochte es selbst die Unendlichkeit zu begrenzen, obgleich man gerade durch diese Tatsache lernte das zu sehen am Menschen, was er eben nicht ist.
Die spärlichen Gräser die den Boden um die Fichten ausfüllen, spiegeln den ewigen Kampf zwischen Weide und Wald wieder, ein Wettrennen der Existenz, eine Frage des Platzes. Das leben als klaustrophobisches Problem. Das Banale, Anspruchslose ist wie Unkraut, es überlebt sogar auf den kärgsten Böden und kommt ohne nennenswerte Ansprüche aus.
Auf dem Bahnhofsplatz herrscht alltägliches Treiben. Er ähnelt einem Freilichtmuseum abgewetzter Steinsetzarbeiten. Die Pflastersteine stellen liebevoll verspielte, pflanzenartige Mosaik-Ornamente dar, die sich durch schwarze Pflastersteinen von den übrigen weißen, im Hintergrund befindlichen, Steinen abheben und sich durch ihnen hindurchschlängeln. Der Kontrast zwischen dem schwarzen Basalt und dem weiß leuchtenden Kalkgestein gibt den Bodenmalereien ihre vielfältigen Formen und grenzt das Motiv vom Weiß des Hintergrundes radikal ab, ohne kontinuierlich oder gar sanft überleiten zu wollen. Wellenförmig verlieren sich die floralen, romantischen Spielereien allmählich im homogenen Nichts des weißen Kalkgesteins, indem sie sich in zwei Stränge aufspleißen und sich die jeweiligen Enden davon spiralförmig zu einer Blüte eindrehen. Wieder andere malen verschiedenste Blätterformen auf den Boden, zerfließen in vollkommener Symmetrie gleichzeitig zu Spiralen in entgegengesetzten Richtungen und zeichnen mit ihren dekorativ fließenden Linien geometrische Symbole auf den Boden. Bemerkenswert ist die Fähigkeit der ansonsten anorganischen, leblosen Steine des Kopfsteinpflasters, organisch gewundene Pflanzenfiguren äußerst lebendig darzustellen und darüber hinaus eine weich gezeichnete Dynamik und Bewegung zu vermitteln, die sich in der Unendlichkeit und Iteration von unendlichen Fraktalen wiederfindet.
Trotz alledem sind in deiner Vorstellung schon erste Tulpen, Narzissen und Krokusse kurz vor dem Blühen und warten noch etwas ab, bevor sie die noch verschlossenen Blüten endgültig öffnen und uns ihre wunderschöne Farbenpracht zur Schau stellen werden. Die Wiesen sind schon leicht grün gefärbt vom Saft des Lebens und alles steht kurz vor dem Frühlingserwachen. Leider hast du, obgleich du den Frühlingsbeginn kaum erwarten konntest und ihn schon in Gedanken vorausgelebt hast, das Aufblühen der Huflattiche im sandigen Erdboden nahe des Flusses verschlafen. Diese Erstlingsblume, die den Frühlingsbeginn penibelst zu fühlen scheint und keinen Tag länger ihre Schönheit von der Sonne zu verstecken bereit ist, ist bereits, als würde sie darauf achten, im Geheimen erst aufzublühen, in voller, offenen Blütenpracht. Diese Blume bringt die infantile Vorstellung der Sonne als Form hier auf die Erde, ähnelt sie nämlich mit ihren gelben, radial angeordneten Blütenblättern unserem Muttergestirn. Du begrüßt den angebrochenen Tag mit Freude, frohlockst sorglos vor dich hin und bist gewillt, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Ohne Gedanken an die Zukunft, dass trübere Tage folgen könnten, spazierst du zukunftsblinder Mensch hinaus aus der Stadt, weit weg vom Gedränge des Marktplatzes, Richtung Natur, wo die Huflattiche blühen und die Fichten stehen, dorthin wo sich gerade kein menschliches Bedürfnis hin sehnt und die Luft besser ist. Die farbenprächtigen Blüten erscheinen dir wie die anmutige weibliche Schönheit von Frauen, der erotisierende Duft nach ihrer leidenschaftlichen Hingebung in der Liebe. Gleichzeitig erfahren sie die unbeständige meteorologische Abwechslung, das Verhältnis zwischen Sonne und Regen, ähnlich wie du leben sie andauernd in Hingabe und Demut.
Die Geräuschkulisse der Stadt reist dich hin und wieder aus deinen Naturbetrachtungen, Lyrikspielereien und deiner Dünnromantik, als wolle selbst die Stadt darauf bestehen, ein Teil der natürlichen Umgebung, der gesamten Natur zu sein und als wolle sie mit ihrem Lärm deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sich vermischen mit all deinen Sinneswahrnehmungen, eine Synthese zwischen der Natur und der menschlichen artifiziellen Architektur eingehen. Die gekippten Fenster von Häusern reflektieren die Sonnenstrahlen in deine Augen und blenden dich, blitzen aus dem homogenen Häusermeer hervor und stechen von den grauweißen Fassaden ab. Die Gebäude spiegeln den Willen, alte historische Bauwerke in ihrer Einfalt und Größe nachzuahmen, wieder. Man erkennt den Hang an dem Alten, an dem Klassischen, Altbewährten und das ästhetischen Einverständnis mit dem, was bereits früher als schön empfunden wurde. Inmitten des aufstrebenden Fortschritts, der ankommenden moderne des Zeitgeistes, wollte man trotzdem statisch an vergangenen Kultur- und Stilepochen und deren Dekorelemente festhalten und entschied sich auf deren pure Imitation.
Wie bei den Jahresringen eines Baumes befindet sich im Zentrum der Stadt der historische Kern, das vergangene Alte, mit anmutigen historistischen Gebäuden, wie der neugotischen, kleinen Kirche des heiligen Bischof Polycarp von Smyrna am Marktplatz und dem ebenfalls dort in der Nähe befindlichen Verwaltungsgebäuden mit dem Rathaus. Umso weiter man dann von dort hinaus gelangt, desto jünger werden die Gebäude, desto geradliniger ihre Fassaden, desto nackter ihre Funktionalität als Haus und ihre Hauptbestimmung möglichst vielen Menschen eine Unterkunft zu schenken.
Lustig und verspielt erscheint dir dabei die Vielfalt der einzelnen Häuser in der Stadt, die Vermischung verschiedener Baustile nach Belieben und Geschmack, der kontinuierliche Übergang vom Stil der Neo-Renaissance bis hin zu neubarocken Bauelementen in ein und dem selben Haus. Die einzige Gemeinsamkeit der Häuser sind die Neostile und ihre Nachahmungszwecke alter Bauwerke, ansonsten wurde alles im Sinne eines stark zugespitzten Eklektizismus zusammengesammelt. Das Stadtbild erscheint jedoch obgleich seiner architektonischen Vielfalt unzeitgemäß statisch und unbewegt. Alles beschränkt sich auf die Imitation, von dem was es schon längst gegeben hat und die architektonische Weiterentwicklung und das Neue werden verneint. Ein kleiner Fluss, der weit im Hinterland entspringt schneidet die Stadt in zwei verschieden große Segmente.
Eigentlich ist jede Kindheit gleich und unterscheidet sich nur unwesentlich: Die eine war glücklich, die andere unbemerkenswert alltäglich und die dritte hoffnungslos. Erwachsen zu sein heißt, die Kindheit überwunden und vergessen zu haben. Deshalb ist es so schwierig als Erwachsener kindlich zu sein und das Verhalten von Kindern zu verstehen und zu tolerieren. Je größer der Altersunterschied zwischen zwei Personen ist, desto kleiner ist die Toleranzbereitschaft und obgleich man eigentlich selbst einmal ein Kind war, hat das Kindliche in der Erwachsenenwelt einen negativen Beigeschmack. Wahrscheinlich werden deswegen Kinder erzogen, damit die Erwachsenenwelt sie verstehen kann. Auch das häufige Bestrafen eines Kindes aufgrund seiner Verhaltensweise weißt auf die kleine Toleranzbereitschaft, auf das erwachsene Nichtverstehen bezüglich infantiler Handlungen hin: Im Erwachsenen ist das Kind gestorben. Solche Erinnerungen machen immer traurig. Erinnert man sich an etwas Schönes, weint man ihm nach und sehnt es herbei. Erinnert man sich an etwas Trauriges, ergreift die Traurigkeit das Gemüt. Deine Erinnerungen werden vom schweren sommerlichen Garaniengeruch umschlungen, die Berge in ihrer majestätischen Gewalt ziehen an dir vorüber und die länger werdenden Schatten verkünden den Nachmittag eines Vorherbstes. Du befindest dich umgeben von hohen Bergen in dünn-luftigen Höhen auf einem schmalen Gebirgsgrat, wo sich der raue Wind über die kammbildenden Felsen schlängelt, um dann auf der anderen Seite, bezwungen von der schweren Kälte, in das Tal zu fallen. Aufgetürmte Wolken schieben sich davor zusammen und winden sich in der Strömung des Windes der über den Gebirgskamm hinweg. Die dünne Atemluft lässt dich schwindelig werden. Dich schwindelt vor den schroffen, senkrecht nach unten fallenden Felswänden und der großen Höhe die man fallen kann. Hier oben bedarf es einer peniblen, ständigen Konzentration, den nächsten Schritt nicht ins Leere zu setzen. Diese Kunst, genau den Mittelweg, die Gratwanderung erfolgreich zu bestehen, erfordert eine ausgewogenen, im Gleichgewicht befindende, mittelmäßige und beständige Lebensführung. Schwermut legt sich in deine Brust und die tiefstehende Sonne vertrocknet deinen Mund. In der unerträglichen Hitze des späten Nachmittags fallen die Schatten immer tiefer in die Landschaft und lassen die tief eingeschnittenen Furchen der Berge sichtbar werden. Vor dir liegen brachligenden Landwirtschaften durch denen sich ein pechiger Kanal in Richtung Dorf zieht. Die Brunnen im Dorf sind ohne Wasser, wahrscheinlich handelt es sich um Verlegenheitsbauwerke. Diese Ortschaft vermochte es selbst die Unendlichkeit zu begrenzen, obgleich man gerade durch diese Tatsache lernte das zu sehen am Menschen, was er eben nicht ist.
Die spärlichen Gräser die den Boden um die Fichten ausfüllen, spiegeln den ewigen Kampf zwischen Weide und Wald wieder, ein Wettrennen der Existenz, eine Frage des Platzes. Das leben als klaustrophobisches Problem. Das Banale, Anspruchslose ist wie Unkraut, es überlebt sogar auf den kärgsten Böden und kommt ohne nennenswerte Ansprüche aus.
Auf dem Bahnhofsplatz herrscht alltägliches Treiben. Er ähnelt einem Freilichtmuseum abgewetzter Steinsetzarbeiten. Die Pflastersteine stellen liebevoll verspielte, pflanzenartige Mosaik-Ornamente dar, die sich durch schwarze Pflastersteinen von den übrigen weißen, im Hintergrund befindlichen, Steinen abheben und sich durch ihnen hindurchschlängeln. Der Kontrast zwischen dem schwarzen Basalt und dem weiß leuchtenden Kalkgestein gibt den Bodenmalereien ihre vielfältigen Formen und grenzt das Motiv vom Weiß des Hintergrundes radikal ab, ohne kontinuierlich oder gar sanft überleiten zu wollen. Wellenförmig verlieren sich die floralen, romantischen Spielereien allmählich im homogenen Nichts des weißen Kalkgesteins, indem sie sich in zwei Stränge aufspleißen und sich die jeweiligen Enden davon spiralförmig zu einer Blüte eindrehen. Wieder andere malen verschiedenste Blätterformen auf den Boden, zerfließen in vollkommener Symmetrie gleichzeitig zu Spiralen in entgegengesetzten Richtungen und zeichnen mit ihren dekorativ fließenden Linien geometrische Symbole auf den Boden. Bemerkenswert ist die Fähigkeit der ansonsten anorganischen, leblosen Steine des Kopfsteinpflasters, organisch gewundene Pflanzenfiguren äußerst lebendig darzustellen und darüber hinaus eine weich gezeichnete Dynamik und Bewegung zu vermitteln, die sich in der Unendlichkeit und Iteration von unendlichen Fraktalen wiederfindet.
Trotz alledem sind in deiner Vorstellung schon erste Tulpen, Narzissen und Krokusse kurz vor dem Blühen und warten noch etwas ab, bevor sie die noch verschlossenen Blüten endgültig öffnen und uns ihre wunderschöne Farbenpracht zur Schau stellen werden. Die Wiesen sind schon leicht grün gefärbt vom Saft des Lebens und alles steht kurz vor dem Frühlingserwachen. Leider hast du, obgleich du den Frühlingsbeginn kaum erwarten konntest und ihn schon in Gedanken vorausgelebt hast, das Aufblühen der Huflattiche im sandigen Erdboden nahe des Flusses verschlafen. Diese Erstlingsblume, die den Frühlingsbeginn penibelst zu fühlen scheint und keinen Tag länger ihre Schönheit von der Sonne zu verstecken bereit ist, ist bereits, als würde sie darauf achten, im Geheimen erst aufzublühen, in voller, offenen Blütenpracht. Diese Blume bringt die infantile Vorstellung der Sonne als Form hier auf die Erde, ähnelt sie nämlich mit ihren gelben, radial angeordneten Blütenblättern unserem Muttergestirn. Du begrüßt den angebrochenen Tag mit Freude, frohlockst sorglos vor dich hin und bist gewillt, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Ohne Gedanken an die Zukunft, dass trübere Tage folgen könnten, spazierst du zukunftsblinder Mensch hinaus aus der Stadt, weit weg vom Gedränge des Marktplatzes, Richtung Natur, wo die Huflattiche blühen und die Fichten stehen, dorthin wo sich gerade kein menschliches Bedürfnis hin sehnt und die Luft besser ist. Die farbenprächtigen Blüten erscheinen dir wie die anmutige weibliche Schönheit von Frauen, der erotisierende Duft nach ihrer leidenschaftlichen Hingebung in der Liebe. Gleichzeitig erfahren sie die unbeständige meteorologische Abwechslung, das Verhältnis zwischen Sonne und Regen, ähnlich wie du leben sie andauernd in Hingabe und Demut.
Die Geräuschkulisse der Stadt reist dich hin und wieder aus deinen Naturbetrachtungen, Lyrikspielereien und deiner Dünnromantik, als wolle selbst die Stadt darauf bestehen, ein Teil der natürlichen Umgebung, der gesamten Natur zu sein und als wolle sie mit ihrem Lärm deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sich vermischen mit all deinen Sinneswahrnehmungen, eine Synthese zwischen der Natur und der menschlichen artifiziellen Architektur eingehen. Die gekippten Fenster von Häusern reflektieren die Sonnenstrahlen in deine Augen und blenden dich, blitzen aus dem homogenen Häusermeer hervor und stechen von den grauweißen Fassaden ab. Die Gebäude spiegeln den Willen, alte historische Bauwerke in ihrer Einfalt und Größe nachzuahmen, wieder. Man erkennt den Hang an dem Alten, an dem Klassischen, Altbewährten und das ästhetischen Einverständnis mit dem, was bereits früher als schön empfunden wurde. Inmitten des aufstrebenden Fortschritts, der ankommenden moderne des Zeitgeistes, wollte man trotzdem statisch an vergangenen Kultur- und Stilepochen und deren Dekorelemente festhalten und entschied sich auf deren pure Imitation.
Wie bei den Jahresringen eines Baumes befindet sich im Zentrum der Stadt der historische Kern, das vergangene Alte, mit anmutigen historistischen Gebäuden, wie der neugotischen, kleinen Kirche des heiligen Bischof Polycarp von Smyrna am Marktplatz und dem ebenfalls dort in der Nähe befindlichen Verwaltungsgebäuden mit dem Rathaus. Umso weiter man dann von dort hinaus gelangt, desto jünger werden die Gebäude, desto geradliniger ihre Fassaden, desto nackter ihre Funktionalität als Haus und ihre Hauptbestimmung möglichst vielen Menschen eine Unterkunft zu schenken.
Lustig und verspielt erscheint dir dabei die Vielfalt der einzelnen Häuser in der Stadt, die Vermischung verschiedener Baustile nach Belieben und Geschmack, der kontinuierliche Übergang vom Stil der Neo-Renaissance bis hin zu neubarocken Bauelementen in ein und dem selben Haus. Die einzige Gemeinsamkeit der Häuser sind die Neostile und ihre Nachahmungszwecke alter Bauwerke, ansonsten wurde alles im Sinne eines stark zugespitzten Eklektizismus zusammengesammelt. Das Stadtbild erscheint jedoch obgleich seiner architektonischen Vielfalt unzeitgemäß statisch und unbewegt. Alles beschränkt sich auf die Imitation, von dem was es schon längst gegeben hat und die architektonische Weiterentwicklung und das Neue werden verneint. Ein kleiner Fluss, der weit im Hinterland entspringt schneidet die Stadt in zwei verschieden große Segmente.