TAG DER HIRSCHKÄFER. ZYKLISCHE AUTOSONOGRAPHIE IN A-MOLL. EIN BUCH FÜR ALLE UND KEINEN.

 

Dieses Hörbuch, eine zyklische Autosonographie, ist eine Ansammlung intrinsischer Wahrnehmungen, die trotz ihrer Selbstreferentialität keinesfalls solipsistisch ist. Da innerartliches biologisches Substrat, die menschlichen Dispositionen nur marginale Nuancierungen kennen, exemplifiziert der vorliegende Text nicht per se eine unverstehbare radikale Individualität. Vielmehr stützt er sich auf eine Schnittmenge, eine Interferenz, die sich als eine vollkommene permessive Potentialität manifestiert. Eine durchdringbare Potentialität, die es dem Text erlaubt, nachvollzogen und verstanden zu werden, unabhängig von vorbelastenden Lebenserfahrungen, Lebensalter oder Lebensansichten des Lesers. Als ein immanentes Wesen seiner selbst, als ein circulus vitiosus der eigenen Innerlichkeit, wird ein Thema angesprochen, das keinstenfalls fröhlich, noch traurig, jedoch notwendigerweise verhalten wirken muss.

Durch die bewusst angestrebte synästhetische Pluralität der Sprache, eine trilinguale Sprache, wird ein Grundtonus aufgebaut, eine quietistische Atmosphäre in einem schalltoten Raum, eine A-Moll Tonalität, die sich zyklisch durch das gesamte Hörbuch zieht. Viele zyklisch wiederkehrende und alternierende archetypischen Konstrukte helfen dabei, diese atmosphärische A-Moll Tonalität, in einen schwebenden, ständig anwesenden Nebel zu verwandeln. Der Text spricht oft eine präexistentielle, vorbewusste Sehnsucht aus, einem Wille nach den paradiesischen, bewusstlosen Zuständen vor dem Exodus. Diese Uterodizee, enttarnt sich als präexistentielle Sehnsucht mit dem Gedanken der grenzenlose Einheit. Die Erkenntnisfähigkeit und das Bewusstsein des Menschen, zwingt, unter ständiger Aktivität, die Diskrepanz, die Urwunde des Dolorismus kompensieren zu wollen und seinem Teil, seinem persönlichen Gegenüber nachzutrauern. Seiner Placenta.

Die Sprache erhebt keinstenfalls den Anspruch sich bewusst einer Dogmatik hinsichtlich ästhetischer Kriterien zu unterwerfen, sie ist unverfälscht roh, interuterin und deshalb gewissermaßen vorbewusst, aus einem somnambulen Dämmerzustand kommend. Sie ist zweifelsohne und durchgehend lyrisch und hat eigentlich nichts mit planarer, linearer Prosa, oder einer biographischen Erzählung gemein. Sie ist dynamisch und variiert stark, um gewisse Aspekte konformer ausdrücken zu können. Ihre Semantik ist dialektisch und nicht darauf aus, um zu Belehren, sie beugt sich keinem Logozentrismus, Universalitäts- und absolutem Wahrheitsanspruch. Sie entmachtet a priori jegliche Forderungen nach Wahrheit und Faktualität und ist durchgehend relativistisch, gleich gültig und oft gleichgültig.

Eine Suche nach verlorenen Sprachen muss notwendiger Weise den Anspruch erheben, über die bloßen schriftlichen Sprachäußerungen hinauszugehen und ihren Möglichkeitsraum zu entgrenzen, zu öffnen entgegen aller sprachlichen Abgeschlossenheiten und diskreten begrifflichen Fixierungen, in eine efferente Richtung, die sich gleichzeitig als Unvollständigkeit, Unsicherheit, Undeutigkeit, Unpräzision, Undeterminiertheit, als ein Rauschen manifestieren muss. Einem lyrischen Kontinuum an Rauschen, das jedoch partikulär morphologische Strukturierungsversuche, Klümpchen und Typologien aufweist. Wie Fraktale, wie ein Rhyzom, überlässt es dem Leser eine absolute Freiheit in der Fokussierung der filigranen Details und des symbolischen und archetypischen Zierrats an komplexen und emergenten Strukturen. Jede Fokussierung lässt neue Details erkennbar werden, ohne doktrinäre, teleologische Richtung und Zweckrationalität sein zu wollen. Die Fokussierung liegt alleinig am Hörer selbst. Die Permissivität des vorliegenden Hörbuchs erlaubt es dem Hörer zumindest potentiell, die arbiträre Oberflächenspannung zu durchdringen und in die Tiefe von fluiden Zwischenräumen zu Verdichtungen, zu einem Nukleus vorzudringen.

Dieses Hörbuch soll gewissermaßen als Konglomerat, als Glasperlenspiel ohne Rechtfertigungsbedürfnis gesehen werden. Sinnreich aber dennoch zwecklos. Zwar mag so manches verstörend und unbehaglich wirken – wie dem auch sei, verstörend, ohne explizit verstören zu wollen. Ethisch ohne explizit ethisch-ernst sein zu wollen. Gesellschaftlich ohne explizit sozial zu sein. Eine Destruktion von Gewohnheiten, als eine Ansammlung von Beschädigungen unterschiedlichen Niveaus.

Jene antiinstrumentelle Forderung ist gewissermaßen die einzige Forderung die es vorauszuschicken gibt. Und falls es den Anschein erweckt, dass hier eigentlich nichts gesagt wird, dann deswegen, weil es nichts zu sagen gibt.

Tag der Hirschkäfer1. und 2. Buch: Vorzeit, Ansichten eines Fötus, Tag der Hirschkäfer (mit einem Gedicht von Jana Senn)
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Tag der Hirschkäfer3. Buch: Am stillen Don
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Tag der Hirschkäfer4. Buch: Hochwald
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Tag der Hirschkäfer5. Buch: Göttertrilogie
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Tag der Hirschkäfer6. Buch: Weißereignisse
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Tag der Hirschkäfer7. Buch: Catania
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Tag der Hirschkäfer8. Buch: Letzte Nachrichten aus dem Hochwaldheim
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Tag der Hirschkäfer9. Buch: Opal
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Tag der Hirschkäfer10. Buch: Plätschern
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Tag der Hirschkäfer11. Buch: Sonnenmilch
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Tag der Hirschkäfer12. und 13. Buch: Nathalie u. Langsame Heimkehr
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Tag der Hirschkäfer14. Buch: Licht im August
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Tag der Hirschkäfer15. Buch: Licht im August: Intermezzo
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Tag der Hirschkäfer16. Buch: Licht im August: Eine Verdichtung
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Tag der Hirschkäfer17. Buch: Maiandacht
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Tag der Hirschkäfer18. Buch: Hundertjahreszeiten
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Tag der Hirschkäfer19. Buch: Ein Wintermärchen
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Tag der Hirschkäfer20. Buch: Spiel der Könige
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Tag der Hirschkäfer21. Buch: Das Verstummen des kosmischen Hintergrundrauschens
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Tag der Hirschkäfer22. Buch: Franz und das Nichts
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