In Gedanken bist du bereits vom Eigentum verlassen,
so wie dich Reisen dein Eigentum verlassen
lassen.
In dieser absoluten Unumgebenheit stammelst du Sinnlosigkeiten sequentiell in Sätzen gereiht, kontrafaktuale Konditionalsätze, zu Verlautbarungen verkommen, wie die Lippen verlorener Sprachen im Felde des Klatschmohns, unvollständig, unverständlich, begriffsstutzig in den schalltoten Raum hinein, wo unlängst jegliche Referenz, jegliche Bezugnahme abhanden gekommen ist.
Keine reflektierenden Antworten, die deine Fragen erreichen, die keine sind, wie sie sagen.
Nicht ein selbstreferentielles Echo deiner selbst, das dich beweist, wie du meinst.
Und so bilden sich Fraktale, Metastasen der Existenz im egozentrischen Schwerefeld der Erde, das lange schon vor dir da war.
Und der Regen viel Morgens vertikal,
Abends aber horizontal.
Und das Fallen war wie eine sich selbsterfüllende Fähigkeit, schon lange bevor es Menschen gab, die fielen.
Und du warntest immer wieder:
„Wehe, wehe, denn ich sehe euch fallen wie die Bäume im Walde.“
Aber Bäume gab es schon lange, bevor es Menschen gab, die warnten
und als es Bäume gab,
da gab es auch Wälder.
Und es wurde Abend und es wurde Morgen, so erzählten sie, und die roten Geranien deiner Kindheit, die bei Regen die Luft deodorierten,
taleinwärts,
talauswärts,
sie sind immer noch die selben, so wie du immer noch der selbe sein musst,
der du warst,
wie sie meinten,
geborgen im Schoße des Talschlussberges,
dort wo die Menschen wohnen.
Doch waren sie es doch, die dir deine Heimat unerträglich machten,
und immernoch schwellen und tosen und hallen ihre Stimmen in Hallen.
Und das Glück von dem die Alten aus Selbstverständnis immer sprechen, wurde manchen nie zuteil.
Und die Natur zeigt sich in der unbarmherzigen Frühe am klarsten, bis dass das Auge bricht und das Gestein erblindet.
Der ungefundene Findling,
die sanft zerknirschte Urzeit,
die es schon lange gab,
bevor Findlinge gefunden wurden.

Eingedenkt in Gedanken ohne Richtung, so wie auch Traurigkeit keine Richtung mehr kennt, denkst du an Dinge, die nicht sein können, wie deine Erinnerungen, die es nicht gab, wie sie sagten; und Bücher, die nicht mehr gelesen werden.
Und alle Wünsche sind erfüllt, aber nichts ist geschehen, in chronischer Angespanntheit auf die nie eintretende Plötzlichkeit und auf die ständige Erwartungshaltung des Lebens:
Man erhofft sich nicht viel im Leben, doch erwartet man mehr.
Koloraturen absoluter Farbenstutzigkeit am Tonnengewölbe des Himmels in der hohen Mitte des Tages,
ein Blinzeln,
fast ein Lächeln.
Und schon wieder ein Geheimnis der Heliologie, die es schon lange vor dem Letztbegründungswahn gab: der Sichelmond als bergende Schale von Venus, das häufig vorkommende Mondbild des Morgenlandes,
schon lange bevor es die Morgen gab.
Und es wurde Abend und es wurde Morgen, so erzählten sie immer wieder.
Und der Mensch blickte wehmütig in die fallende Sonne,
bis sie verschwand
und er wartete lange,
bis sie dann plötzlich hinter ihm stand.
Und sie fiel schon lange bevor der Mensch fallen konnte.
Und du bist stehengeblieben, in der Sackgasse vollzogener Natalität und forderst den Rücktritt der Menschheit.
Doch sie sind gehengeblieben.
Beschleunigung, als ihr einziger Stabilitätsfaktor, das unverkennbare Kennzeichen der Mitläufer.
Und du schweigst.
Und du sagst nichts mehr.
Und du schweigst immer.
Und alles was gesagt werden kann, wurde gesagt, in Momenten wo es nichts zu sagen gibt, aber viel zu verstehen, im Felde des roten Klatschmohns.
Mohn und Vergessen.
Dein Schweigen wurde fehlgedeutet.