Du nimmst eine der nicht mehr aktuellen Zeitungen vergangener Tage von deinem kleinen  Beistelltisch vor dem Diwan in die Hand und liest unbeeindruckt die Schlagzeilen: „Geisteskranker Familienvater bringt  Tochter um“ , „Wieder Anschläge von religiösen Fanatikern- Hunderte von Opfern“, „Bei Großangriff tausende Zivilisten getötet“ , „Tierschützer bei Demonstration festgenommen“, „Unzurechnungsfähigkeit- mutmaßlicher Vergewaltiger kommt frei“, „Heute fantastisches Wetter“. Deine Gedanken schwirren wieder um einen Punkt, ohne ihn zu erreichen und du erschrickst über deine Gleichgültigkeit und Kälte, die solche Schlagzeilen auf dich auslösen, denn alles wirkt durch die nüchterne Berichtserstattung, die auf Emotionen komplett verzichtet, zu abstrakt, fern und unzugänglich für dich. Ach, bist du bereits so abgestumpft und unberührt, von all dem Gräuel und all dem Leid, das du Tag für Tag in den Zeitungen zu lesen bekommst?  Zu deinem eigenen Schutze hast du wahrscheinlich bereits aufgegeben Forderungen, Vorschläge und Kritik zu üben, dich als Weltverbesserer und Welterlöser zu sehen, möchtest nicht für die Sünden dieser Welt als Märtyrer an das Kreuz genagelt werden. Diese kalte Berichterstattung, das Vorantreiben geistiger Ertränkung scheint in einem selbstmarginalisierenden Oportunismus und Hedonismus ihren Höhepunkt zu erlangen. Bewusst werden Emotionen nicht beachtet, die Berichtserstattung soll dem Prinzip der Objektivität und der kalten Fakten Rechnung tragen, und brauch nicht sensibilisierend zu wirken. Hohle Vernünftler kennzeichnen sich dadurch aus, gerne viel Zeitung lesen zu können. Dir schlägt der penetrante Geruch von Druckerschwärze lokalpolitischen Irrsinns entgegen und erscheint dir wie eine einzige lächerliche Komödie, wäre da nicht das ernsthafte Schwarz der Tinte, das dich bedrückt und dich grausamst an die kaltblütige, schwarze Realität erinnert. Er dringt tief in deine Nase und beschwärzt deine Gedanken, lässt dich erschaudern und da ist es wieder- das unglaubliche Gefühl von Ekel. Ein Ekelgefühl gegen die Menschheit gerichtet, wie sie sich und ihre Menschheitsgeschichte in Serie gedruckter Zeitungen fassen lässt und trotz der Quantität der Zeitungsauflagen, den schwärzesten Abschaum, den tiefsten Pfuhl und Morast der Menschheit nicht zu erkennen vermag. Die Druckerschwärze alleine ist als Allegorie fähig, die Absurdität des menschlichen Handelns ins Unermessliche zu treiben. Dieses unerträgliche Gewicht der Menschheit, dieses Gefühl der Schwere lastet wie Blei auf deinen Schultern und staucht dich. Wie einfach ist es, all die Menschenleichen die grausamst geschändet und vergewaltigt durch brutalste Kriege und Gemetzel, mit Hilfe der Geschichtsschreibung und Berichterstattung zu bloßen Gedanken und Theorien abzuschwächen.  Wie belanglos erscheinen all die Toten, die in endlosen Diskussionen bis zur Unkenntlichkeit zermürbt wurden. Wen interessiert es heute noch was gestern geschah, welche Relevanz haben die vielen Kriege, die geführt wurden, außer für die Experten die in ihren Kreisen darüber fachsimpeln und spekulieren können? Selbst grausame Kriege erscheinen dem hohlen Vernünftler nach einiger Zeit nicht mehr als tragisch, sondern als nostalgisch. Diese Nostalgie, die alles verzeiht, verklärt die Geschichtsauffassung der Menschen und sogar das Morden erscheint bloß noch als unauffällige Zweckrationalität. Selbst die Geschichtsphilister deren Sinn es ist etwas aus der vergagenen Geschichte zu lernen, klingen zynisch nach. All das Handeln und Tun ist unendschludbar passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Das ist die Fatale Folge einer unverzeihlichen Zeit, für die unverzeihliche menschliche Praxis. So ist das Leben hinblicklich der medialen, politischen, wirtschafltichen Berichterstattung zu einer reinen Formalitätssache degradiert worden.
Als du einmal im Kino der Stadt warst, um einen traurigen Filme zu sehen, der angeblich auf wahre Begebenheiten beruhte und sitzend so deinen Blick um dich, durch die Reihen der Kinobesucher schweifen liesest, wurde dir plötzlich etwas klar:  Die Menschen sind in ihrer Welt so abgestumpft und unempfindlich, dass sie sich erst durch einen traurigen Film, der auf wahre Begebenheit beruht, emotional berührt fühlen. Bedarf es wirklich erst eines tragischen Films, einer dramatisch medialen Präsentation von Präzedenzfällen menschlicher Schicksäler, menschlicher Schandtaten mit grausamen Szenen, die ihnen erst vergägenwertigen, was dort draußen vor sich geht? Mit tief bestürzten Gesichtern und leicht gläsernen Augen oder verlegen über den Film sprechend, leerte sich der Kinosaal. Ihnen wurde auf einmal etwas klar, dass sie betroffen machte, dass sie berührte und plötzlich erschaudern lies. Du verließt das Kino fluchtartig, jedoch ohne sonderlich berührt zu sein, warum verwundert dich das nicht? Warum hegst du sogar eine gewisse Abscheu gegenüber diese Menschen? Wieder verspürst du das Gefühl von Ekel, wider dieses infame Brechmittel gegen den ekligen Menschenunrat.